Rothirsch und Wildbestandsregulierung im Nationalpark Eifel

Rund 1000 Rothirsche im Nationalpark Eifel
Laut Verordnung über den Nationalpark Eifel ruht in dem 10.800 Hektar großen Schutzgebiet die Jagd. Regulierend eingegriffen werden darf nur bei den Wildarten Rothirsch, Reh, Mufflon und Wildschwein. Dies auch nur, wenn überhöhte Wildvorkommen durch den Verbiss von Pflanzen eine natürliche Entwicklung der geschützten Lebensräume verhindern, Wildseuchen bekämpft oder benachbarte Flächen vor Wildschäden geschützt werden müssen. Am vergangenen Freitag lud die Nationalparkverwaltung zu einem Infoabend mit den Themen „Rotwildforschung im Raum Monschau-Elsenborn und Wildbestandsregulierung im Nationalpark Eifel“ nach Monschau-Höfen ein. Rund 130 Jäger und andere Interessierte konnte Gerd Ahnert, stellvertretender Nationalparkleiter, zu der Veranstaltung begrüßen. Anschließend informierte Margareta Ritter, Beigeordnete der Stadt Monschau und Geschäftsführerin der Monschauer Land-Touristik, über die Bedeutung des Nationalparks für die touristische Entwicklung in der Region und die Wichtigkeit der Zusammenarbeit aller Interessensgruppen. Der Wildnis-Trail beispielsweise habe sich zu einem der erfolgreichsten Angebote der letzten Jahre entwickelt.

Ergebnisse, Erfahrungen und Praxistipps aus 20 Jahren Rotwildforschung beiderseits der deutsch-belgischen Grenze stellten Dr. Michael Petrak von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung im Landesbetrieb Wald und Holz NRW und Diplom-Biologe Olaf Simon vom Institut für Tierökologie und Naturbildung in Groß-Gerau vor. Dabei unterstrichen die Experten insbesondere die Bedeutung einer klaren Besucherlenkung und einer störungsmindernden Jagdausübung. Ein gutes Beispiel sei das Eifeler Loipenkonzept, mit dem es gelungen sei, Ruheräume für die Wildtiere zu schaffen und gleichzeitig attraktive Wintersportmöglichkeiten zu eröffnen. Damit dieses dauerhaft die Belange von Langläufern und Wildtieren berücksichtigt, werden jährliche Kontrollerhebungen durchgeführt und das Konzept zwischen Jägern, Forstämtern, Vereinen, Kommunen und Tourismus abgestimmt. „Das Jagd- und Landesgrenzen überschreitende Miteinander war und ist in der Eifel der Schlüssel zum Erfolg“, so Petrak.

Die Bedeutung einer klaren Besucherlenkung unterstrich auch Dr. Michael Röös, Fachgebietsleiter Forschung in der Nationalparkverwaltung, mit Blick auf die Dreiborner Hochfläche: „Das Wegegebot im Nationalpark dient nicht nur der Lenkung der Besucher zum Schutz der Natur, es erhöht auch das individuelle Naturerlebnis. Denn nur wenn sich alle Besucher an die Spielregeln des Nationalparks halten und sie so für die Wildtiere berechenbar sind, sind die Tiere auch für den Menschen zu beobachten. Verlassen nur einzelne Gäste die freigegebenen Wege oder laufen auch nur wenige Hunde ohne Leine abseits der Wege, ist die Vertrautheit der Wildtiere wieder für längere Zeit zerstört.“

Regulierung derzeit notwendig
Nach Auffassung von Dr. Röös zeigen die langjährigen Untersuchungen von Simon und Petrak überzeugend, dass der Nationalpark Bestandteil einer der größten Rothirsch-Populationen Mitteleuropas ist. Insgesamt geht Röös von rund 1.000 Rothirschen aus, die allein im Nationalpark leben. Hinzu kommen pro Jahr rund 300 Jungtiere. Nach rund drei Jahren würde sich die Population ohne regulierende Eingriffe also etwa verdoppeln. Dies würde ungehindert von natürlichen Regulatoren ablaufen können, schließlich sind Wolf und Luchs in der Eifel seit etwa 120 Jahren ausgestorben. Ob und wie stark eine Regulierung durch den Menschen notwendig ist, zeigt ein umfangreiches Monitoringsystem. Dieses beinhaltet Nachtzählungen, Stichproben und regelmäßige Vegetationsaufnahmen. Derzeit sind sich die Experten einig, dass in den überwiegenden Bereichen des Nationalparks regulierende Eingriffe erforderlich sind. Ohne Eingriffe sei die Überführung der im Nationalpark nicht heimischen Nadelwälder in naturnahe Laubwälder, etwa durch die Pflanzung junger Buchen, derzeit nicht möglich. Jährlich wird allerdings überprüft, ob der Anteil an nicht zu bejagenden Flächen erhöht werden kann. Der jährliche Plan wird mit rund 50 Verbänden, Verwaltungen und weiteren Institutionen abgestimmt. Derzeit verzichtet die Bundesforstverwaltung, die den ehemaligen Truppenübungsplatz betreut, bereits auf 1.000 Hektar auf sämtliche jagdliche Eingriffe. Auf dem Rest der Fläche werden ausschließlich Rehe, Mufflon, Wildschweine und Rothirsche reguliert, männliche Hirsche nur bis zu einem Alter von drei Jahren. Lange jagdfreie Zeiten sollen dabei die Tagaktivität der Wildtiere erhöhen. Koordiniert wird die Jagd vom Nationalparkforstamt Eifel, das mehr als 100 nicht zur Nationalparkverwaltung gehörende Jäger und Jägerinnen beteiligt. Jeder Jäger muss hierzu jährlich eine Schießprüfung auf eine bewegliche Zielscheibe ablegen, einen Verwaltungskostenbeitrag zahlen und an einer Fortbildung zum Nationalpark Eifel teilnehmen. Da es im Nationalpark keine Trophäenjagd gibt und sich die Regulierung in erster Linie an naturschutzfachlichen Kriterien orientieren soll, behält die Nationalparkverwaltung die Geweihe der geschossenen männlichen Tiere ein.

Pressemitteilung des Nationalparkforstamtes Eifel im Landesbetrieb Wald und Holz NRW
Monschau-Höfen, 16. Mai 2009

Dieser Beitrag wurde unter Forst, Jagdpraxis veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.